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Maximilian R. Schlechtinger

Feed-Design

Dieses Essay war Teil eines Seminars zum Thema „Kulturtechniken der sozialen Medien“ Begriffe, welche wir verwenden, um das Internet zu beschreiben sind nicht immer klar umrissen. Einer davon ist „Feed“.


Einführung

Das Internet begann einst als Zusammenschluss von untereinander verlinkten und verfügbar gemachten Dokumenten. Am Forschungszentrum CERN in der Schweiz entstand die Idee Dokumente durch sogenannte Hyperlinks untereinander zu verknüpfen und ihnen somit eine Art Netzcharakter zu verleihen. Den Netzcharakter von verknüpften Informationen nutzen soziale Netzwerke wie facebook und Instagram, Suchmaschinen wie Google und Yahoo, aber auch Nachrichtenapps oder Unterhaltungsplattformen wie YouTube oder Netflix.

All diese Dienste bieten unterschiedliche Services an und unterscheiden sich in den von ihnen angebotenen Informationen grundlegend. Unter der Oberfläche jedoch sind hochtechnisierte Mechanismen am Werk, die sie schattenhaft einen; Algorithmen und User-Feedback. Die Art und Weise auf die Reihenfolge und Wichtigkeit der dargebotenen Inhalte Einfluss zu nehmen wird als „Feeddesign“ bezeichnet. Sie ist ein maßgebliches Instrument bei der Konstruktion unserer eigenen Bubble.

Definitionsversuch: Der Feed

Als „Feed“ bezeichnet man gemeinhin den Strom von Informationen in einem sozialen Netzwerk oder einer Nachrichtenplattform. Er stellt eine künstliche Timeline, bzw. eine Reihenfolge von wichtigen Beiträgen dar. Der Feed startete als chronologische Abfolge von geposteten Beiträgen und würde dann zum Objekt der Manipulation durch Algorithmen, User Feedback und rückte mehr und mehr ins Interesse der PR und Werbebranche.

Definitionsversuch: Die Bubble

Niemand sieht das gleiche Internet. All die uns dargebotenen Informationen sind gefiltert durch Algorithmen von personalisierten Suchen, Werbezwecken, User-Feedback und Zeitpunkten. Je länger wir bestimmte Netzwerke nutzen, desto enger wird der informationelle Horizont dessen, was wir sehen. Nach dem Amazon-Prinzip von „Kunden die dies gekauft haben, haben auch das gekauft“ sortieren soziale Netzwerke nach einem scheinbar ähnlichen Prinzip von „User die dies gelikt haben, haben auch das gelikt“.

Aus dem Blickwinkel der zielgruppengerechten Werbung ist das Homogenisieren einer Informationssphäre unfassbar sinnvoll, im Sinne von diverser Meinungsbildung und Pluralität jedoch kontraproduktiv. Der Begriff Bubble, oder Blase zielt auf die Fragilität einer solche Sphäre ab. Eine einzige Stimme von außerhalb, kann die Blase zum Platzen bringen.

Wie geschieht also das Gestalten des Informationsflusses? Unterschieden werden sollten vor allem die Userseitigen und die Anbieterseitigen Instrumente, nämliche Algorithmen und User-Feedback. Sie haben in unterschiedlicher Gewichtung Einfluss auf die Reihenfolge und Gewichtung der dargestellten Inhalte.

Algorithmen

All diese Dienste sorgen nicht nur dafür, dass Inhalte gesehen und verteilt werden, sondern haben auch ein erhebliches Interesse daran zu beeinflussen, wer was wann und wie sehen kann. Twitter führte vor einigen Jahren die „Neue Timeline“ ein. Diese beinhaltete das Feature, dass ein Algorithmus die vermeintlich wichtigen Tweets von den unwichtigen trennte und solche dem User zuerst präsentierte. Bis dahin war der Habitus von Twitter stets die strenge Chronologie gewesen. Was gepostet wurde, wurde auch in dieser Reihenfolge angezeigt.

Wie bei jeder tiefgreifenden Änderung einer Funktionsweise ging auch hier ein Aufschrei durch das Netzwerk, das man so etwas ja nicht machen könne, ungeachtet der Tatsache, dass Twitter hier nur einem Trend folgte, den schon facebook, Youtube, Netflix und Instagram vorgaben. Keine der anderen Anbieter hatte sich jedoch die Mühe gemacht seine User explizit zu informieren.

Der dargestellte Fluss an Informationen wurde von einem Algorithmus ausgewertet und in einer vom Algorithmus festgelegten Reihenfolge präsentiert – und zwar hochindividualisiert für jeden User.

User-Feedback

Einige Netzwerke bieten die Möglichkeit den Feed selbst zu gestalten und Einfluss zu nehmen. YouTube, zum Beispiel, erlaubt es vorgeschlagene Videos mit einem „Kein Interesse“ zu markieren und bildet diese Informationen ein einem angepassten Feed ab. Um den BlackBox-Charakter eines ständig lernenden Algorithmus zu „tranparentalisieren“ scheinen andere Netzwerke dieser Idee zu folgen. Als User erhält man quasi die Macht zur Feedgestaltung zurück, wenn auch nur scheinbar. Das Gros der Auswahl von Beiträgen und gerade ihre Reihenfolge wird nach wie vor von Algorithmen gesteuert und wird sich in absehbarer Zeit auch nicht verändern. Die mediale Handhabe durch bspw. personalisierte Werbung ist einfach zu groß.

Konstruktion der eigenen Bubble

Als User solcher Netzwerke sind wir in einer Doppelrolle. Auf der einen Seite konsumieren wir Inhalte und nehmen ihre Reihenfolge und Wichtigkeit als gegeben hin. Auf der anderen Seite sind wir die Architekten unseres Feed und nehmen konkret und willentlich Einfluss auf den Mechanismus. Viele Netzwerke bieten ebenfalls Funktionen dazu an, welche den Nutzer anhalten seinen Feed zu gestalten. Wir können andere User „blockieren“, oder wenn wir nicht so radikal sein wollen dann einfach „stumm schalten“. Letzteres bedeutet (im Fall facebook und instagram), dass beide Profile noch verlinkt (sprich „befreundet“) sind, man aber die Inhalte des anderen Users nicht mehr angezeigt bekommt. Dieses Werkzeug erlaubt es den eigenen Feed von den Inhalten einer anderen Person zu befreien. „Blockieren“ hingegen befreit den Feed des anderen Users von den eigenen Inhalten, da wir dem Netzwerk verbieten unsere Inhalte an dieses konkrete Profil zu teilen. Feeddesign ist schon im kleinen, zwischen zwei Profilen, eine breit aufgestellte Sache mit möglicherweise weitreichenden Konsequenzen.

Mit anderen Instrumenten wie dem „Kein Interesse“ von YouTube, oder dem Ausblenden von vorgeschlagenen Inhalten auf Twitter oder Instagram gestalten wir unseren Feed und nehmen damit Einfluss auf unsere eigene Bubble.

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